Samstag, 1. Oktober 2011

Gegenwart (Francoise Hardy, 26.2.2005 10:33)

In einem SZ-Interview vom 19./20.Februar 2005:
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SZ: Wenn Sie an die Auswüchse der Gegenwart denken - Casting Shows, polyphone Klingeltöne, Telefonsex-Dauerwerbung - muss man die Gegenwart hassen ?

FH: Andre Malraux hat gesagt; "Das 21. Jahrhundert wird spirituell sein oder es wird nicht sein." Das Geistige, Spirtuelle fehlt nun aber leider völlig in der westlichen Welt. Hier gibt es nur grenzenlose Konsumwut. Der Gegenpol dazu ist der Islam, oder sagen wir: der fanatische Islamismus, welcher der westlichen Konsumrauschkultur aus religiösen Motiven den Krieg erklärt hat. Aber im Grunde hat auch das nichts mit Spiritualität zu tun. Das sind nur zwei Seiten einer Medaille. Beide Seiten respektieren das Leben nicht. Ich fürchte, dass der Kampf zwischen diesen Extremen zu einer Katastrophe führen könnte.

SZ: Also ist die Gegenwart furchtbar ?

FH: Im Prinzip ja. Aber wissen Sie, wenn man das ausspricht, klingt es immer so misantrophisch und schlecht gelaunt. Ich will aber lieber gute Laune haben.

SZ: Leben wir in einer Endzeit ?

FH: Bestimmt in keiner Blütezeit der Kultur. Wir befinden uns kurz vor dem Moment der Zerstörung. Aber das ist nicht so schlimm. Die Kulturgeschichte verläuft in Zyklen von Aufbau und Verfall.
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